Streng war der Winter 1879/80. Die Donau führte stark Treibeis. Mit Not war es den Staufern gelungen, ihre Holzbrücke rechtzeitig abzutragen und die langen "Endsbäume" bis zum Aufbau im nächsten Frühjahr am Brückenhaus zu lagern. Im Dezember hatte sich ein Eisstoß gebildet. Ein Hochwasser zu Beginn des Jahres 1880 trug die Eisschollen auf die Staufer Flur und sperrte die Tegernheimer Straße. Über zwei Meter hoch lagen teilweise die Schollen auf den Feldern. Sie hatten kleinere Straßenbäume geknickt und Zäune umgerissen. Die Straße musste erst freigelegt werden. Rechts und links türmten sich die Eismauern. Wie alle Jahre zuvor, wurde nach dem Winter die Brücke wieder aufgebaut. Noch war man damit nicht fertig. Es kam der 4. März 1880, der schwärzeste Tag in der Geschichte Donaustaufs.

Die Glocken riefen zum Donnerstagsamt, ein orkanartiger Sturm tobte. Pfarrer Kohlhaupt begann das Amt; eben sang er das Evangelium, da ruft jemand in die Kirche: "Brenna duads!" Im Nu stürmten die Leute hinaus. Sie wussten, wie gefährlich ein Brand gerade bei diesem Wetter werden konnte. Man muss bedenken, dass die Häuser damals mit Schindeln gedeckt waren!

Donaustauf nach dem großen Brand 1880
Donaustauf nach dem großen Brand 1880


In der Schöpperl-Brauerei (frühere Bahnhofs-Gaststätte) waren Funken in die im Hof liegenden Strohhaufen geflogen und hatten den Brand entfacht. Der Sturm trug das Feuer in die angrenzenden Häuser der Hauptstraße, in den Oberen Markt und erfasste auch das Taxis-Schloß. Der Wind zerstreute die brennenden Schindeln der Dächer; wo sie niederfielen, zündeten sie weiter. So brannte es überall zugleich. Man wusste nicht, wo man zuerst helfen sollte. Es war vergebens! Alles - auch das Schloß - brannte ab. Selbst die schon auf Wagen gerettete Habe fing Feuer und viele konnten nichts als das nackte Leben retten.

Über 700 Feuerwehrmänner kämpften mit 34 Löschmaschinen-Handpumpen einen ohnmächtigen Kampf mit dem Feuer. Von den in der Windrichtung gelegenen Gebäuden konnten nur sehr wenige gerettet werden: Pfarrkirche mit Klösterl, Pfarrhof und Nebengebäude, Schulhaus, Kloster, der östliche Teil der fürstlichen Stallungen und das Gasthaus Walhalla (jetzt Rathaus). Der furchtbare Brand legte 100 Wohnhäuser und 51 Nebengebäude in Schutt und Asche. 650 Menschen wurden obdachlos, der Schaden betrug über 800.000 Mark.

Gruppenfoto der Feuerwehr Donaustauf nach 1880
Gruppenfoto der Feuerwehr Donaustauf nach 1880

Am Mittag des Unglückstages legte sich der Sturm. Leichter Regen war gefallen. Die Menschen standen mit dem geretteten Vieh, ihren Betten und sonstiger Habe fröstelnd herum. Hunger und Durst stellten sich ein. Aus Regensburg kamen einige Wagen mit Lebensmitteln. Auch aus den Nachbarorten kam Hilfe durch Kleidung, Wäsche und Betten. Die Kinder kamen zu Verwandten, das Vieh in fremde Ställe. Alle vom Feuer verschonten Häuser waren überbelegt. Bis zum Abend waren die restlichen Obdachlosen in Tegernheim, Sulzbach und Reiflding untergekommen. Natürlich wurden Brandwachen aufgestellt. Da und dort ertönten Signale, wo der schwelende Brand noch einmal aufloderte.

Der Markt bat um öffentliche Unterstützung in dieser Notlage. An vielen Orten bildeten sich Hilfsstellungen. König Ludwig II., das Haus Thurn und Taxis, Bischöfe, Grafen, Städte, Banken und Vereine halfen den Brandgeschädigten. Sogar die Stadt München brachte durch die Caritas über 26.000 Mark herbei. Der Wiederaufbau brachte eine völlige Neugestaltung des Ortsbildes.

 

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